Zum ersten Mal gibt es nun zum Lyrik-Frühjahrsbeitrag ergänzend auch neue Romane, die sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Auch hier gilt: Es ist eine vollkommen subjektive Auswahl. Viel Freude beim Entdecken! Durch Klick auf den jeweiligen Verlag gelangt man zu weiteren Informationen.
Mein Faible für österreichische Autorinnen/Österreich als Gastland der Leipziger Buchmesse 2023:




Der neue Roman der Bachmannpreisträgerin 2022 Ana Marwan liegt schon zum Lesen bereit: „Rita findet sich nicht zurecht in der Welt. Stets übt sie sich in Genügsamkeit und Akzeptanz und kommt früh zu der Erkenntnis, dass sich Träume oder Dinge, die verloren gehen, durch andere ersetzen lassen. Durch Beobachtung stellt sie fest: Der Mensch ist ein Gefäß, in das über die Jahre alles hineinkommt von außen – Meinungen, Verhaltensweisen, Gesten … Das Leben betrachtet sie als eine reine Aneinanderreihung von Spielchen; je nach Situation wird diese oder jene Version der eigenen Person zur Schau gestellt und vor sich hergetragen.“ (Verlagstext) Verpuppt erscheint Ende Januar 23 im Otto Müller Verlag.
Eine weitere Bachmannpreisträgerin ist Birgit Birnbacher. Auch hier freue ich mich auf den neuen Roman „Wovon wir leben“: „Birgit Birnbacher, der Meisterin der „unpathetischen Empathie“ (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau), gelingt es, die Frage, wie und wovon wir leben wollen, in einer packenden und poetischen Sprache zu stellen.“ (Verlagstext) Erscheint am 20.2.23 im Zsolnay Verlag.
Und auch auf Irene Diwiaks neuen Roman bin ich gespannt: München, 1941. Die zwei Studenten Hans und Alex scheint auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu verbinden – bis sie eines Tages den Wehrsport schwänzen, um über Kunst und Literatur zu diskutieren anstatt Appell zu stehen. Irene Diwiak erzählt von eine wahren Freundschaft, von der iwr noch nie auf diese Weise gelesen haben. Eine Geschichte der „Weißen Rose“, die nicht von ihrem Ende handelt, sondern von ihrem ganz besonderen Anfang. (Verlagstext) Sag Alex, er soll nicht auf mich warten erscheint am 22.2.23 im C. Bertelsmann Verlag.
Sehr gespannt bin ich auf diesen „Wien-Roman“:
In fiebriger Erregung warten die Einwohner Wiens am 31. Juli 1914 das Verstreichen des deutschen Ultimatums ab. Unter ihnen sind drei, deren bekannte Welt zu zerfallen droht: Der Pferdeknecht Hans, der adlige Adam und die Mathematikerin Klara. Der spektakuläre neue Roman der preisgekrönten Wiener Autorin ist ein literarisches Ereignis. Raphaela Edelbauers „Die Inkommensurablen“ erschien am 14.1.23 im Klett Cotta Verlag.
Gern gelesene zeitgenössische deutschsprachige Autorinnen:




Marlene Streeruwitz ganz aktuell: „Konstanze ist Übersetzerin und tastet nach den Corona-Lockdowns wieder nach ihrem Leben. Veronica hat ihr Studium abgebrochen, sie stellt sich einer Zukunft ohne Glücksversprechen. Die Gewissheit in der Verbindung zwischen Mutter und Tochter scheint zerbrochen, ein Gespräch nur noch über gemeinsame Netflix-Abende möglich. Marlene Streeruwitz‘ »Tage im Mai.« ist ein virtuoser Roman, der mit wechselnden Perspektiven von der Entfremdung erzählt, von einer Welt, in der Krieg und Verschwörung wieder zum Alltag werden.“ (Verlagstext) Erscheint am 25.1.23 im S. Fischer Verlag.
Und noch eine Bachmannpreisträgerin, die Älteste: Über fünfzig Jahre lang teilen sie ihr Leben, doch nun ist der Mann schwer krank. Helga Schuberts rührende Liebeserklärung an den Mann an ihrer Seite und all die Dinge, die das Leben inmitten der Widrigkeiten des Alters lebenswert machen. (Verlagstext) Helga Schuberts Der heutige Tag erscheint am 16.3.23 im DTV Verlag.
Vorfreude auf den neuen Roman dieser sprachzaubernden Autorin: Alle Figuren verbindet ein Jahrhundert von Krieg und Nachkrieg, Flucht und Vertreibung, von Gewalt. Was bedeutet es, in einem Staat zu leben, der Menschenzucht betreibt? Und wie darüber schreiben, was den Frauen im Krieg geschieht? Was ihnen die Sprache nimmt. Was sie für immer verwandelt. Und wie über die unsichtbare Kraft, die verhindert, dass sie daran zerbrechen? Ulrike Draesner gibt den Verwandelten ihre Stimmen zurück. (Verlagstext) Erscheint am 8.2.23 im Penguin Verlag.
Ein neuer Roman von Juli Zeh ist immer eine sichere Bank: Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen in einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig. So sehr sie sich bemühen, die Politik aus ihrer Freundschaft herauszuhalten – es ist, als liefen die Gräben einer gespaltenen Nation mitten durch ihre Beziehung. Ist heute wirklich jeder und jede gezwungen, eine Seite zu wählen? Gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen den Welten? (Verlagstext) Zwischen Welten erscheint am 25.1.23 im Luchterhand Verlag.
Mein Faible für nordische Autor*innen:




Auf den zweiten Teil der Trilogie der Schwedin Karin Smirnoff habe ich schon gewartet: Dass sie auf ihre Mutter nicht zählen kann, kapiert Agnes sofort. Milch kriegt sie nur, wenn sie schreit, bis die Nachbarn klopfen. Wenn sie überleben will, muss sie der Bosheit ihrer Mutter immer einen Schritt voraus sein, die sich dafür rächt, dass Agnes ihre Karriere als Pianistin zerstört hat und die Frechheit besitzt, selbst ein Wunderkind zu sein. Mit unverwechselbarer Lakonie erzählt Karin Smirnoff von Gewalt und Machtmissbrauch, doch sie überlässt diese Welt der Willkür nicht den Tätern. Die Kinder dieses Romans sind mit so viel fantastischer Stärke und Galgenhumor ausgestattet, dass es ihnen gelingt, sich zu befreien. (Verlagstext) Wunderkind erscheint am 23.1.23 im Hanser Verlag.
„Hilma“: Bewegende Romanbiografie über die geniale schwedische Malerin Hilma af Klint: Stockholm 1896: Die Malerin Hilma af Klint hat genug von künstlerischen und gesellschaftlichen Konventionen. Sie will anders leben, anders lieben und auch in der Kunst radikal neue Wege gehen.Sofia Lundberg, Alyson Richman und M. J. Rose ist mit „Hilma“ ein atemberaubender Künstlerinnen-Roman gelungen, der die Leben und Schicksale von fünf mutigen Frauen in Stockholm um 1900 miteinander verbindet. (Verlagstext) Erscheint am 30.3.23 im Piper Verlag.
Der bewegende Bestseller aus Norwegen um ein unbekanntes Stück deutscher Geschichte. Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: Es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet. »Als Großmutter im Regen tanzte« erzählt davon, wie uns die Vergangenheit prägt bis in die Generationen der Töchter und Enkelinnen. (Verlagstext) Trude Teiges Roman erscheint am 22.2.23 im S. Fischer Verlag.
Auf den dritten Roman in deutscher Übersetzung freue ich mich: Tarjei Vesaas (1897–1970) beschreibt in »Der Keim« eine Gruppe von Inselbewohnern, die eine verschworene Gemeinschaft bilden. Ein Neuankömmling auf der Insel bricht in dieses fest gefügte familiäre Miteinander ein und wirft einen dunklen Schatten auf den sonnigen Sommertag. Vesaas schrieb »Der Keim« 1940, einige Jahre vor seinen berühmten Romanen, und leitete nach einem naturalistischen Frühwerk damit die Phase symbolstarker, poetisch verknappter Prosa mit enormer psychologischer Intensität ein. (Verlagstext) Erscheint im März 23 im Guggolz Verlag.
Autorinnen aus dem englischsprachigen Raum:




Eine meiner Allzeit-Favoritinnen:
Soll man Unbarmherzigen gegenüber barmherzig sein? Anna unterrichtet an einer Grundschule und möchte immer noch die Welt verbessern. Wie vor fünfundzwanzig Jahren, als sie in Edinburgh mit einer Gruppe von Straßenkünstlern gegen die Kriegs- und Sozialpolitik der englischen Regierung demonstrierte. Doch bis wohin reicht das Böse – und kann Anna sich selber davon freihalten? Ein Meisterwerk der moralischen Beunruhigung. In ihrem unnachahmlichen Stil, in dem sich Ironie und Empathie verbinden, erzählt A.L. Kennedy von der Möglichkeit der Liebe der Menschen füreinander. (Verlagstext) Als lebten wir in einem barmherzigen Land erscheint am 20.3.23 im Hanser Verlag.
Ich bin Fan von ihr: „Lapvona“ – Ottessa Moshfeghs Roman über menschliche Monstrosität, Ungleichheit, Korruption und Tyrannei. In ihrem neuesten Meisterwerk entwirft Ottessa Moshfegh ein höllisches Panoptikum menschlicher Monstrosität und trifft in der grotesken Darstellung von Ungleichheit, Korruption und Tyrannei den Nerv unserer Zeit erschreckend genau. (Verlagstext) Erscheint am 23.1.23 im Hanser Verlag.
Von Nell Zink, US-Amerikanerin, die in Brandenburg lebt, gibt es ebenfalls einen neuen Roman: Für Bran Thomas ist Avalon ein paradiesischer kleiner Hafenort auf Santa Catalina Island, vor der Küste Kaliforniens. Sie war dort nur einmal, mit ihrer Mutter, als diese noch lebte. Seit deren Tod wächst Bran bei einer Stieffamilie auf, die eine Pflanzengärtnerei betreibt. Brutalität und Ausbeutung hilflos ausgesetzt, haust sie in einem Schuppen und schuftet für Kost und Logis. Aber sie ist klug, schafft die Highschool – nur fehlt ihr eine Perspektive. (Verlagstext) Avalon erscheint am 16.5.23 im Rowohlt Verlag.
Das Thema Einsamkeit in der Großstadt interessiert mich brennend: Mit Mitte dreißig zieht Olivia Laing nach New York City, weil dort der Mann lebt, den sie liebt. Kaum ist sie angekommen, geht die Beziehung in die Brüche, und sie sitzt allein in ihrem kleinen Apartment – so einsam wie noch nie in ihrem Leben. Doch bald entdeckt sie, dass sie mit ihrer Einsamkeit nicht allein ist. Vielen Kunstschaffenden vor ihr ist es in dieser atemlosen Stadt genau so ergangen. (Verlagstext) Die einsame Stadt erscheint am 14.6.23 im BTB Verlag.
Zeitgenössische Autoren:




Noch einmal Michael Stavarič (bereits bei den Lyrikneuerscheinungen war er vertreten): Eine Liebeserklärung an Thomas Bernhard! Thom empfindet sich als Versager, von der Gesellschaft hält er nicht viel, von seinen Eltern noch weniger. Seine Lebensunfähigkeit schiebt er auf seine Sozialisation. Seine Sozialisation bezeichnet er als Verunmöglichung des Lebens. Thom ist hochintelligent, was auch die Umständlichkeit seines Denkens erklärt, er seziert sich und sein Sein, als wäre es die einzige Lebensaufgabe. (Verlagstext) Das Phantom erscheint am 26.4.23 im Luchterhand Verlag.
Ein 1000-seitiger neuer Irving! Ob ich es wieder einmal wage? „1941 in Aspen, Colorado. Die 18-jährige Rachel tritt bei den Skimeisterschaften an. Eine Medaille gibt es nicht, dafür ist sie schwanger, als sie in ihre Heimat New Hampshire zurückkehrt. Ihr Sohn Adam wächst in einer unkonventionellen Familie auf, die allen Fragen über die bewegte Vergangenheit ausweicht. Jahre später macht er sich deshalb auf die Suche nach Antworten in Aspen. Im Hotel Jerome, in dem er gezeugt wurde, trifft Adam auf einige Geister. Doch werden sie weder die ersten noch die letzten sein, die er sieht.“ (Verlagstext) „Der letzte Sessellift“ erscheint am 26.4.23 im Diogenes Verlag.
Andreas Maiers Ortsumgehung wird weitergeführt. Ich habe noch keinen Band versäumt: „Mit untrüglichem Gespür für alles Abgründige in der gelebten Normalität erzählt Andreas Maier von Deutschland zwischen Weltkrieg, Mauerfall und Jahrtausendwende; davon, wie es sich die Menschen gemütlich machen in vierzig Jahren Geschichte. Unbestechlich ist sein Blick auf eine Heimat, die seit jeher Fiktion ist.“ (Verlagstext) „Die Heimat“ erscheint am 13.3.23 im Suhrkamp Verlag.
Von Markus Orths mochte ich „Max“ sehr; über das Wirken Max Ernsts. Im neuen Roman geht es um die Autorin von „Frankenstein“: „Nach einer wahren Begebenheit: Die Stiefschwestern und Schriftstellerinnen Mary Shelley und Claire Clairmont lieben Percy. Und Percy liebt Mary & Claire. An seiner Seite entfliehen die Frauen der Londoner Enge. Sie wollen atmen, reisen, lesen, wollen verrückt sein, lieben und schreiben. Und sie nehmen den schillerndsten Popstar der Literatur Anfang des 19. Jahrhunderts in ihre Gemeinschaft auf: den jungen Lord Byron. Bei heftigen Gewittern treffen sie sich am Genfer See. Opiumberauscht schlägt Byron um Mitternacht ein Spiel vor: Wer von uns schreibt die schaurigste Geschichte?“ (Verlagstext) Mary & Claire erscheint am 20.2.23 im Hanser Verlag.
.Bereits auf dem Blog besprochene Bücher obiger Autoren:
Eine wunderbare Mischung, für die ich sehr dankbar bin, denn ich habe es leider noch nicht geschafft, alle Vorschauen zu sichten. Ich freue mich sehr auf den neuen Vesaas und Smirnoff und danke speziell für den Hinweis auf das Buch zu Hilma af Klint. Viele Grüße
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Hat Spaß gemacht. Die Weihnachtstage boten etwas Ruhe dafür. Ich habe trotzdem sicher einiges übersehen. Jetzt wird es vermutlich erstmal etwas ruhiger auf dem Blog, den der Umzug steht an und ich weiß nicht, wann ich dort wieder Internet habe. Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr auch mal zur Messe nach Leipzig. Das ist ja erst im Mai, glaube ich.
Viele Grüße!
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