J.J. Voskuil: Die Mutter von Nicolien Wagenbach Verlag

Es ist wie ein Nachhausekommen. Ich lese die ersten Zeilen und bin sofort wieder von J.J. Voskuils (1926 – 2008) Sprachstil umfangen. Und wenn sich Nicolien und Maarten dann den ersten Genever einschenken, weiß ich, dass ich traurig bin, da ich schon alle Bände von Voskuils grandiosen Mammutwerk „Das Büro“ gelesen habe und dass es nichts neues von ihm geben wird.  „Das Büro“, dieses 7-bändige Werk mit jeweils an die 1000 Seiten, erschienen im Verbrecher Verlag, habe ich eins nach dem anderen verschlungen. Erklären kann ich mir den Sog nicht, aber ich weiß, ich hätte auch noch 20 weitere Bände dieser so humorvollen und trotzdem tiefgängigen Geschichte mit all ihren skurrilen Figuren gelesen.

Nun bringt der Wagenbach Verlag einen „Satellitenband“ heraus, wie Übersetzer Gerd Busse es nennt. Es geht um die Mutter von Nicolien, Maartens Ehefrau, die an Demenz erkrankt. Am Rande hat man das bereits im „Büro“ lesen können, aber nun steht die Mutter, die sowohl von Tochter als auch von Schwiegersohn noch gesiezt wird, im Vordergrund. Voskuil gliedert sein Buch tagebuchartig in Kapitel, die im Jahr 1957 beginnen. Manchmal überspringen die Kapitel ganze Jahre, manchmal folgen die Tage direkt aufeinander. Bis ins Jahr 1985, als Nicoliens Mutter stirbt.

Voskuil schafft es, dass in all der Traurigkeit, die der langsame und stete Gedächtnisverlust und auch der körperliche Verfall des Alterns hervorruft, immer wieder der typische Humor aufblitzt, den ich schon aus dem „Büro“ kenne. Lange habe ich bei einem Roman nicht mehr laut aufgelacht, hier aber schon. Zudem ist Voskuil ein Meister des Dialoge-Schreibens. Dass ich das 250-Seiten-Buch möglichst langsam lesen wollte, war dem geschuldet, dass ich wusste, es wird danach schwierig ein neues zu beginnen.

„“Aber sie haben doch überhaupt keine guten Zähne?“ Es klang verärgert. „Sie hatten vor dem Krieg schon ein künstliches Gebiss.“
„Habe ich ein Gebiss?“
„Das wissen sie doch wohl? Sie nehmen es doch jeden Abend aus dem Mund, bevor sie schlafen gehen?“
Ihre Mutter lachte. „Ja, jetzt, wo du es sagst. Willst du mir wohl glauben, dass ich das völlig vergessen hatte.““

Maarten und Nicolien Kooning leben in Amsterdam. Sie haben keine Kinder, aber Katzen, sind politisch und naturschutzaktiv. Nicolien geht nicht arbeiten und Maarten beginnt seine Stelle im Büro im Beerta-Institut auch nur unwillig, weil eben Geld verdient werden muss. Der 1. Juli 1957 ist sein Geburtstag und gleichzeitig sein 1. Arbeitstag. Über die Jahre wächst er mit seiner Arbeit so stark zusammen, dass er darüber mit Nicolien oft in Streit gerät. Auch in diesem Buch kann man davon lesen.

„“Eine Besprechung?“ Ihre Stimme hob sich vor Empörung. „Während Mutter da ist?“
„Aber ich habe momentan furchtbar viel zu tun.“ Er fühlte sich schuldig.
„Es scheint fast, als ob du verrückt geworden wärst! Eine Besprechung! Für das Büro! In deiner Freizeit! Statt dich gemütlich dazuzusetzen! Ich höre ja wohl nicht recht! Eine Besprechung! Wenn man dir das vor zwanzig Jahren erzählt hätte, hättest du dich kaputt gelacht. Hörst du mich? Kaputtgelacht hättest du dich!“

Nicoliens Mutter lebt in Den Haag. Die beiden besuchen sie oft an Wochenenden oder sie kommt mit dem Zug nach Amsterdam. Immer gibt es den gewohnten Kaffee, die Törtchen, für die Mutter den Eierlikör, für sie selbst den Genever. Bald wird aber sichtbar, dass der Mutter das Erinnern immer schwerer fällt, dass sie Sachen verlegt oder den Wochentag verwechselt. Maarten fordert sie oft heraus, fragt sie nach Dingen, die sie eigentlich wissen müsste, nach der Kindheit, nach Gewohnheiten, versucht Begrüßungsrituale mit ihr aufrecht zu erhalten. Sie spielen Domino oder hören Schubertplatten.

„Nachmittags hörten sie Musik von Schubert an. Bei den Impromptus, die Nicoliens Vater immer gepfiffen hatte, hob ihre Mutter den Kopf ein wenig und bewegte die Hand sanft zum Takt. Das rührte ihn.“

Oft ergeben sich auch witzige Situationen durch die Vergesslichkeit. Bald jedoch traut sie sich nicht mehr alleine mit dem Zug zu fahren und Freundinnen laden sie aus, weil sie immer und immer wieder die Antworten wiederholen müssen, weil sie zu anstrengend wird. Nicolien und Maarten bleiben sehr geduldig.

Als sie mehrmals von Zuhause verschwindet, müssen die beiden sich entscheiden, sie in ein Pflegeheim zu bringen. Auch dort besuchen sie sie regelmäßig, doch sind die Besuche dort schon beim bloßen Lesen deprimierend. Die Mutter versinkt in Gedanken, erkennt sie manchmal nicht mehr, ängstigt sich bei ungewohnten Abläufen. Den letzten Geburtstag am 9. März „feiern“ sie noch zusammen im Pflegeheim, am 11. April 1985 erhalten sie den Anruf von ihrem Tod.

Wen das Thema Demenz interessiert oder wer einen Einstieg in das Voskuil-Universum sucht, dem sei dieses Buch empfohlen. Und den Fans vom Büro sowieso. Ein Leuchten!

Das Buch erschien im Wagenbach Verlag. Perfekt im Maarten-Style übersetzt hat es wie immer Gerd Busse. Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

Meine Rezensionen zu „Das Büro“ Band 1-7, erschienen im Verbrecher Verlag finden sich hier.

 

Frank Heller: Die Diagnosen des Dr. Zimmertür Walde + Graf Verlag

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Ich lese ja keine Krimis. Doch das hat mich schon interessiert: Eine außergewöhnlich schöne Gestaltung für einen Krimi und ein jüdischer Psychoanalytiker als „Ermittler“. Und solche Wiederentdeckungen ehemals bekannter Autoren finde ich spannend.

„Der Kellner holte den Absinth und servierte dann einem Herrn mit gelbem Teint, der sich in der Ecke gegenüber niedergelassen hatte, einem kleinen, prallen Mann mit Vollmondgesicht, funkelnden schwarzen Augen und unverkennbar levantinischem Typus.“

Dr. Zimmertür ist eine Mischung aus Hercule Poirot, Maigret, Richter Di und Columbo. Er lebt in Amsterdam und hat dort eine Praxis für Psychoanalyse. Es sind mehrere kurze Fälle im Buch, die von Zimmertür so richtig oldschool gelöst werden. Also mit Köpfchen, Intuition und Menschenkenntnis und es geht auch nicht um blutrünstige Morde und psychopathische Killer. Die Geschichten sind spannend, aber vor allem amüsant. Dabei kommt vom Wünschelruten gehen bis zu Baudelaire-Gedichten, die Zimmertür zitieren kann, so allerhand vor. Manchmal braucht es Shakespeare-Stücke, um einen Fall zu lösen, manchmal sind die Träume seiner Patienten der Schlüssel. Oft hilft er seinem Freund, dem Kommissar Groot, mit dem er auch gerne einen Bitter trinken geht.

„Er konstatierte, dass, wenn nichts so angenehm ist, als im dunkeln gehenkt zu werden, es jedenfalls auch recht unangenehm ist, im Dunkeln von Personen, die vermutlich für die erwähnte Todesart reif sind, hin und her geschleudert zu werden.“

Frank Heller, eigentlich Martin Gunnar Serner, wurde 1868 in Südschweden geboren. Er war einer der ersten skandinavischen Kriminalschriftsteller. Der Autor, der diese skurrile Figur erschuf, ist kaum mehr bekannt. Damals jedoch, hatte er die besten Voraussetzungen einen guten Krimi zu schreiben, da er selbst wegen Betrugs verfolgt wurde. Er konnte außer Landes fliehen und verspielte sein Geld in Monte Carlo. Über seine eigene Geschichte schrieb er und sie wurde sogar verfilmt. In der Weimarer Republik hatte er sehr viele treue Leser. Zitat Tucholsky: „Gegen Angstzustände gibt es nur unsere Original-Heller-Kriminalromane! Regenfeste Ironie! Dauerhafte Spannung!“

Das Buch erschien im Verlag Walde + Graf. Übersetzt hat es Marie Franzos, die zu ihrer Zeit eine der produktivsten Übersetzerin vom Dänischen, Schwedischen und Norwegischen ins Deutsche war.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

J. J. Voskuil: Und auch Wehmütigkeit – Das Büro 5 Verbrecher Verlag

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„Maarten grinste. „Der Mensch ist doch eigentlich ein Wunderwerk“, sagte er mit verhaltener Genugtuung.“

Es ist soweit! Nicht nur Aufsätze erscheinen von Maarten Koning, sondern endlich endlich auch eine eigene wissenschaftliche Publikation: Ein Buch über die Wände des Bauernhauses!
Ansonsten betreibt Maarten Studien über das Brot: Roggen oder Weizen und wenn ja wo und ab wann … Karten und Kulturgrenzen werden immer weniger wichtig, die Forschung verändert sich. Natürlich bleibt wie üblich wenig Zeit dafür, denn organisatorische und administrative Aufgaben nehmen ihn als Abteilungsleiter weiter stark in Anspruch.

„Ihr aller Misstrauen gegenüber seiner Gerechtigkeit machte ihn zutiefst niedergeschlagen. Sie hatten keinen Grund dafür. Es war so, weil er der Chef war. Obwohl er nicht der Chef sein wollte.“

Im 5. Band, der die Jahre 1979 bis 1982 umfasst, findet sich viel Privatsphäre: (Streit-)Gespräche mit Ehefrau Nicolien, politische Demonstrationen, Besuche bei der dementen Schwiegermutter im Heim, nostalgische Ausflüge nach Den Haag, seiner Heimatstadt, Urlaub in Südfrankreich, Treffen mit Frans. Die Besuche bei Beerta im Heim werden weniger, vermutlich auch, weil Beerta Maarten eines Tages Avancen macht …
Zum ersten Mal in seinem Büroleben bleibt Maarten länger krank zu Hause. Einige Wochen – sogar Arztbesuche stehen an. Was er genau hat, ist nicht klar …

„Der Mann sah ihm mithilfe einer Zange in die Nase und anschließend in seine Luftröhre, wobei Maarten hohe, singende Schreie nachmachen musste, die ihm vorgesungen wurden. Es gab der Beziehung trotz seiner anfänglichen Antipathie etwas Anrührendes.“

Alles in allem ist dieser Band, wie schon der Titel sagt, tatsächlich etwas wehmütig erzählt, zeigt sich doch sehr viel Vergänglichkeit, nicht zuletzt durch das Älterwerden Maartens. Er hat das 50. Lebensjahr überschritten und blickt oft bedauernd zurück. Es scheint ihm, als wäre seine Pensionierung nicht mehr weit, so berühren ihn mögliche drohende Sparmaßnahmen persönlich wenig. Dennoch muss er als Abteilungsleiter und Vertreter in allen möglichen Kommissionen für das Büro und vor allem für seine Abteilung Rede und Antwort stehen. Seine Schlaflosigkeit wird dadurch nicht besser …

„Aber das wäre doch sicher phantastisch, wenn ihr aufgelöst werdet? Darüber musst du doch wohl froh sein?“
„Ja, natürlich wäre ich froh darüber“, er stieg aus dem Bett, „aber ich fühle mich auch verantwortlich.“
„Wenn du vor Freude nicht hättest schlafen können, hätte ich es verstanden!“, sagte sie empört. „Aber ein Forschungsprogramm zu erstellen, weil man aufgelöst wird! Wie kannst du nur?“

In der Tat steht im Raum, dass das A. P. Beerta Institut aufgelöst werden könnte, was innerhalb des Personals immer wieder zu Aufregung führt. Die Stimmung im Büro wird dadurch nicht besser, die Abteilungen und einzelne Personen versuchen sich ins rechte Licht zu rücken, Konkurrenzdenken entsteht. Sogar eigentlich kleine Entscheidungen, ob beispielsweise „fairtrade“-Kaffee, statt des üblichen ausgeschenkt werden sollte, arten in immense Diskussionen aus und zeigen die Nervösität der Büro-Kollegen auf.

Was jedoch gleich bleibt zu meiner großen Freude, sind die die Gesten, die Kleinigkeiten, die Boshaftigkeiten und Liebenswürdigkeiten, wenn z.B. Maarten gemein lacht oder Direktor Balk aus Ungeduld mit dem Fuß wippt, wenn de Vries zum gefühlten 1000. Mal „Danke, Mijnheer“ sagt oder Katje Kater zum letzten Mal „ich meine ja nur“ sagt, wenn Lien scheu eine Frage stellt oder Hans sanft mit dem Kopf wackelt und wenn Maarten seinen Schreibtischstuhl zum xten Mal genau eine Vierteldrehung herumrückt … „und so weiter und so fort“ (O-Ton Katje Kater)

„Die ungewöhnliche Zeit, zu der er hier entlangging, holte ihn aus seiner Geistesabwesenheit und machte ihn aufmerksam. Sie gab ihm das Gefühl, heimlich eine andere Welt betreten zu haben, eine glücklichere Welt, nahe der seinen, von ihr jedoch durch eine unsichtbare Wand getrennt, sodass er bei einem entgegenkommenden Fußgänger unwillkürlich den Kopf abwandte, um bloß so wenig wie möglich aufzufallen.“

Endlich ist nun auch Band 6 erschienen … ich lese ganz langsam, im Bewusstsein, dass es der vorletzte Band ist … Besprechung folgt …

Eine Leseprobe zu diesem Band gibt es hier auf der Seite des Verbrecher Verlags. Übersetzt hat wie immer Gerd Busse.
Meine Besprechungen zu Band 1, Band 2/3 und Band 4 kann man hier nachlesen.

J. J. Voskuil: Schmutzige Hände/Plankton Das Büro 2/3 Verbrecher Verlag

„Es sind die virtuos getimten Wiederholungen, die Running Gags, könnte man fast sagen, die „Das Büro“ trotz all des Leidens und des Grübelns zu einem unwiderstehlichen komischen Buch machen“

So schreibt Pieter Steinz im Nachwort des zweiten Bandes von „Schmutzige Hände“.
Das und die Charaktere, die weniger über Beschreibungen, als über ihre Handlungen Kontur bekommen, ist Teil des Geheimnisses, dass diese Romane so speziell und wunderbar macht.

Nach Teil 1 des süchtig machenden Romanwerks knüpfte ich ohne Pause sofort an den zweiten Teil an und weiter an Band 3. Es ist unglaublich, aber selten habe ich mich so auf meine Lesezeit gefreut und sie so dringlich gefunden wie bei Voskuil.

Scheint in Band 2, also in den Jahren 1965 bis 1972 noch alles so weiterzulaufen wie in Teil 1, ändert sich für mich der Ton im Büro seit dem dritten Band von 1972 bis 1975 enorm. Was im Büro in Band 2 noch weitgehend spielerisch und  nicht ernst zu nehmen scheint, die vielen Reisen zu Kongressen, Sitzungen oder Umfragen verlaufen meist noch einigermaßen erträglich, das Zuhause erholsam, wandelt sich in „Plankton“ unabänderlich in Richtung Leistungsgesellschaft. Immer mehr Arbeit gibt es, das Büro wächst seit dem Umzug in die Kaisersgraacht und Maarten ist als Abteilungsleiter und somit für mehrere Angestellte Ansprechpartner, mitunter überfordert. Jegliches muss belegt und begründet werden, die Arbeit wird kostenorientierter und bürokratischer, es gibt bereichübergreifende Umstrukturierungsmaßnahmen. Bei Maarten wechseln sich Traurigkeit und Wut ab. Er ist immer mehr auf der Suche nach dem sicheren Ort, doch selbst in seinen Träumen und im Urlaub verfolgt in das Büro.

„Als er endlich eingeschlafen war, träumte er, dass er ein Buch über das Büro geschrieben hatte, ein Mittelding zwischen einem Roman und einem wissenschaftlichen Werk. Aus letzterem Grund hatte es de Heer, der Vorsitzende der Kommission Volkssprache, gelesen. Er gab es ihm zurück und sagte, dass es ihn sehr enttäuscht habe: alles Lügen.“

Der Krankenstand im „Büro“ steigt und auch Maarten ist nicht gefeit davor. Ihn plagen Magen- oder migräneartige Kopfschmerzen, doch als verantwortungs (- und schuld) bewusster Angestellter lässt er sich von der eigentlich ungeliebten Arbeit mehr und mehr vereinnahmen. Auch zuhause nach Feierabend geht der Kampf oft weiter, Nicolien, die mit ihrer zunehmend dementen Mutter zu tun hat, spart Maarten gegenüber nicht mit Vorwürfen  und auch das soziale Leben bleibt größtenteils auf der Strecke. Maarten selbst scheint mehr zu reflektieren als bisher, dennoch kann er nicht aus seiner Haut.

„Findest du das nicht komisch?“
„Nein, komisch nicht. Ein Freund von uns hat schon zweimal in einer Einrichtung gesessen. Übrigens auch jemand vom Büro.“
„O ja?“, sagte sie überrascht.
Er stand auf und streckte die Beine. „Man muss das Büro einfach als eine Einrichtung betrachten. Wenn man das macht, wird der Rest von selbst wieder normal.“

Mehr und mehr Kollegen gehen in Ruhestand, Frau Moederman beispielsweise und statt ihrer ist es nun Wiegersma, der Kartenzeichner, der beim Reden leicht mit dem Kopf wackelt. Manche Neuen kommen dazu – Voskuil schafft es einzigartige Charaktere zu zeichnen – und müssen eingearbeitet werden, mehr Frauen nun, seit Beerta nicht mehr die Einstellungsgespräche führt. Maarten streitet als Redakteur der Zeitschrift „Ons Tijdschrift“, kämpft mutig auf einem Kongress um Erneuerungen im Vorstand für den „Europäischen Atlas“ und bemüht sich um stimmiges Verhalten seinen Untergebenen gegenüber. Doch zufrieden mit sich ist er nie, oft geraten seine Gefühle außer Kontrolle.

Am Ende des dritten Teils erleidet Beerta einen Schlaganfall und  Maartens Vater stirbt. Ich habe selten so berührende echte Szenen am Sterbebett in einem Roman gelesen, wie die, die Voskuil hier schildert. Hier zeigt sich die Stärke dieses Autors auf ganz besonderse Weise …

„Zum ersten Mal wurde ihm richtig bewusst, dass sein Vater tot war, und dem gesellte sich das Bewusstsein hinzu, dass es auch mit Beerta vorbei war, sein leiblicher und sein geistiger Vater. Er war allein.“

Jeder der meinen Blog verfolgt, weiß, dass ich seit dem ersten Band der „Büro“-Sucht verfallen bin. Und wenn man bedenkt, dass jeder Band zwischen 800 und 1000 Seiten hat, und ich jetzt schon versuche „sparsam“ zu lesen, damit es nicht so bald vorbei ist, wird klar, dass „Das Büro“ für mich hellstes Leuchten ist.

Der Romanzyklus „Das Büro“ des Niederländers  J. J. Voskuil ist im Verbrecher Verlag in feiner Ausstattung in der großartigen Übersetzung von Gerd Busse erschienen. Er besteht aus 7 Bänden, wovon 5 bereits auf Deutsch erschienen. Band 1 habe ich bereits hier besprochen. Eine Leseprobe gibt es hier.