Meri Valkama: Deine Margot Frankfurter Verlagsanstalt


Ein Roman, in dem geheime Briefe nach dem Tod eines Angehörigen auftauchen. Das gibt es ja inzwischen allzu häufig in der Literatur. Der Roman „Deine Margot“ findet allerdings doch einen besonderen Platz in der Literatur der Familiengeschichten, denn es geht um Briefe, die zwischen der DDR und Finnland gewechselt wurden. Der Debütroman der Finnin Meri Valkama wurde in ihrem Heimatland zum Bestseller. Meri Valkama ist Journalistin und lebte eine zeit lang als Kind mit ihren Eltern in der DDR und erhielt später ein Studien-Stipendium in Berlin.

Auch ihre Protagonisten, eine finnische Familie aus Helsinki lebt einige Jahre in der DDR. Von 1984 bis kurz vor der Wende arbeitete Markus für eine finnische kommunistische Zeitung in der DDR als Auslandskorrespondent. Seine Frau Rosa und die Kinder Matias und Vilja zogen mit nach Berlin. Sie lebten in einer Plattenbauwohnung im Hochhaus auf der Fischerinsel, die Kinder gingen bald in den nahe gelegenen Kindergarten. Doch die Beziehung der beiden ist nicht mehr so harmonisch, seit die beiden Kinder da sind. Während Markus täglich ins Pressezentrum zur Arbeit geht, kümmert sich Rosa um die Kinder und muss ihr eigenes Schreiben hintan stellen. Sie lernt Ute kennen, die im Haus wohnt; sie wird zur besten Freundin. Markus lernt Louise kennen, die im Kindergarten arbeitet und sich dort besonders um Vilja kümmert. Markus führt nun ein Doppelleben. Louise und er lieben sich, seine Ehe wird immer schlechter. Als Sohn Matias aufgrund der schlechten Luft andauernd krank ist, geht Rosa mit ihm für den Sommer nach Finnland zur Erholung. Nun ist der Weg frei für Markus und Louise als Paar zu leben und mit Vilja als Familie. Als Rosa im Herbst zurückkehrt, merkt sie sofort, dass sich etwas verändert hat, aber viel zu spät erkennt sie, was es ist. Markus selbst vermag nie sich zwischen seiner Familie und Louise zu entscheiden, was die Situation letztlich für alle unerträglich macht.

In der Rahmenhandlung, die in den Jahren 2011/2012 spielt, begleiten wir die erwachsene Vilja, deren Vater gerade gestorben ist, wie sie sich auf die Suche nach der Frau macht, mit der der Vater heimlich Briefe wechselte. Ihre Eltern trennten sich bald nach der Rückkehr aus der DDR, Vilja lebte beim Vater, Matias bei der Mutter. Die Suche führt sie von Berlin über die Ukraine bis auf die Insel Usedom. Nebenher erfahren wir von Viljas Beziehung zu ihrer Partnerin und deren Kind. Dazwischen finden sich die Briefe, die Louise an Viljas Vater schrieb. Deckname Margot an Deckname Erich.

Besonders interessant fand ich die Sequenzen, bei denen über die Arbeit von Markus als Auslandsreporter in der DDR erzählt wird. Wie erlebte die Familie die DDR, da sie ja frei agieren, frei reisen konnte im Gegensatz zur Bevölkerung? Wie fühlte sich der kalte Krieg an, das Aufrüsten der beiden Atommächte? Wie wurde im Osten darüber berichtet? Wie wurde die Gefahr der Kraftwerkskatastrophe in Tschernobyl in der DDR dargestellt? Wie entwickelte sich Gorbatschows Perestroika in der DDR? Interessant auch die kurzen Ausflüge mit Rosa und Ute in die alternative (Party-)Szene in Ostberlin. Oder später die Diskussionen der beiden über die neue Situation der DDR nach der politischen Wende (und was dabei möglicherweise schief gelaufen ist).

„Niemand von uns hat vor fünf Jahren verstanden, mit wie wenig Plänen die Revolution durchgeführt wurde. Verdammt, es gab überhaupt keinen Plan, verstehst du, überhaupt keinen! Wir wollten nicht den Kapitalismus, wir wollten einen demokratischen Sozialismus. Aber dies haben wir nun bekommen. Darunter leiden die Menschen, diejenigen um derentwillen der Wandel eingeleitet wurde. Diejenigen, die auch dir einst etwas bedeutet haben.“

Was mich zwischendurch immer wieder störte, war die Sprache. Stellenweise unbeholfen, mitunter pathetisch, besonders in den Briefen. Manche Worte und Sätze passten auch einfach nicht. Ob es an der Übersetzung lag? „Sie tanzten die ganze Nacht hindurch, während der sternenklare Himmelsdeckel über Mahlsdorf stand,“ oder „Wir zittern, dass unsere Körper nur so schlottern, sie drückt mich eng an sich, sodass die Nägel zwischen meinen Rippen versinken.???

Dennoch habe ich das Buch als richtigen Schmöker, als einen Pageturner empfunden, denn natürlich ist die Recherche in der Vergangenheit der Eltern spannend und natürlich wollte ich unbedingt wissen, wie die Suche ausgeht. Die Geschichte war zu keiner Zeit zu lang, trotz der über 500 Seiten. Der Roman war kurzweilig und der Blickwinkel aus einem anderen Land auf die DDR höchst aufschlussreich. Empfehlung!

Das Buch erschien bei Frankfurter Verlagsanstalt. Die Übersetzung aus dem Finnischen kommt von Angela Plöger. Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

3 Gedanken zu “Meri Valkama: Deine Margot Frankfurter Verlagsanstalt

  1. Das sind aber seltsame sprachliche Entgleisungen, trotzdem hat das Buch dir so gefallen. Schön. Ich werde es mir notieren, den „Himmeldeckel“ fand ich aber ein wenig schockierend 🙂 Viele Grüße.

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    • Ja, der Himmelsdeckel war für mich auch unbegreiflich. der kommt gleich 2x vor. Es klingt, als würde es an der Übersetzung liegen, aber das kann ich natürlich nicht beurteilen. Das Buch hat mir vor allem inhaltlich sehr gefallen.

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