Als selbst Künstlernde (siehe oben, Tuschearbeit, inspiriert von Max Ernsts Frottagen) und Kunstbegeisterte freue ich mich immer wieder auf Romane über Kunst und Künstler. Eine kleine Auswahl meiner bisherigen Highlights habe ich hier zusammengestellt. Zur jeweiligen ausführlichen Besprechung auf meinem Blog gehts direkt über den link.
Einzelne Künstler:
Nathalie Chaix: Liegender Akt in Blau – Nicolas de Staël
Dieses Buch selbst ist ein kleines Kunstwerk. Es kommt aus dem Kunstanstifter Verlag, der großen Wert auf wunderbare Illustrationen und feine Papierqualität legt. Hier geht es um den französischen Maler Nicolas de Staël, der mit dem Dichter René Char befreundet war. Einen Sommer malte er unter der südfranzösischen Sonne, inspiriert von seiner Muse Jeanne. Die Künstlerin Christina Röckel hat den Band stimmig illustriert. Zu meiner ausführlichen Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2017/06/27/nathalie-chaix-liegender-akt-in-blau-kunstanstifter-verlag/
Margret Greiner: Charlotte Salomon Es ist mein ganzes Leben
Astrid Schmetterling: Charlotte Salomon – Bilder eines Lebens
Charlotte Salomon, für mich eine absolute Ausnahmekümstlerin, habe ich lange nicht gekannt. In einem Jahr kamen dann gleich drei neue Bücher über sie heraus und ich bin mehr als beeindruckt von ihrer Kunst und nicht minder von ihrem so kurzen Leben. Salomon lebte mit ihren Eltern in Berlin und studierte Kunst, als der Nationalsozialismus aufkam. Da sie Jüdin war schickten sie die Eltern außer Landes. In Südfrankreich schließlich, ihrer letzten Station der Flucht, malte sie hintereinander weg binnen einiger Monate eine riesige Anzahl an Bildern, die zum Glück erhalten blieben und nach dem Krieg öffentlich wurden. Charlotte selbst überlebte nicht, sie wurde deportiert und ermordet. Zu meinen Besprechungen auf dem Blog und auf fixpoetry:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2017/04/16/margret-greiner-charlotte-salomon-es-ist-mein-ganzes-leben-knaus-verlag/
https://www.fixpoetry.com/feuilleton/kritiken/astrid-schmetterling/charlotte-salomon-bilder-eines-lebens
Käthe Kollwitz: Ich sah die Welt mit liebevollem Blick
Das Leben der Käthe Kollwitz anhand ihrer Tagebuchnotizen, von Sohn Hans gesammelt, und reich an Bildmaterial stellt dieses Buch vor. Die Werke der Bildhauerin kennt quasi jeder. Sie sind vielschichtig und zeigen Themen, die damals kaum vorher in dieser Direktheit dargestellt wurden. Sie hatte Glück, dass ihr Mann, ein Armenarzt, sie in ihrer Arbeit voll unterstützte, was zu dieser Zeit alles andere selbstverständlich war. Zu meiner Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2017/12/27/kaethe-kollwitz-ich-sah-die-welt-mit-liebevollen-blicken-marixverlag/
Octave Mirbeau: Diese verdammte Hand
Octave Mirbeaus Roman ist angelegt an den Künstlerfreund Vincent van Gogh. Mirbeau, der bereits zu Lebzeiten Bilder von Van Gogh kaufte, war selbst als Schriftsteller seiner Zeit recht bekannt. Es ist ein ungewöhnliches, sensibles Porträt des Malers Van Gogh geworden. Zu meiner Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2017/06/03/octave-mirbeau-diese-verdammte-hand-weidle-verlag/
Klaus Modick: Konzert ohne Dichter
Klaus Modicks Roman erzählt von der Künstlerkolonie Worpswede. Im Mittelpunkt steht zunächst Heinrich Vogeler, der sich voll dem Jugendstil verschrieben hat. Letztlich tauchen aber auch alle anderen wichtigen Gestalten der Gemeinschaft auf. Rilke, Clara Westhoff, Paula Modersohn-Becker etc. Es ist ein stilles, feines Porträt einer hoch interessanten Künstlergeneration. Zudem findet sich als Vorsatzblatt das Gemälde, dass dem Roman seinen Titel verlieh. Zu meiner Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2015/03/26/klaus-modick-konzert-ohne-dichter-kiepenheuer-witsch/
Markus Orths: Max
Das Leben des schillernden und ausgesprochen vielseitigen Künstlers Max Ernst hat der Autor hier ganz wunderbar in Romanform präsentiert. Im Mittelpunkt stehen die verschiedenen Frauen, die Max in bestimmten Lebensphasen begleiteten und die oft selbst Künstlerinnen waren, wie so oft im Schatten des Mannes.
Zu meiner Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2017/10/20/markus-orths-max-hanser-verlag/
Joachim Schädlich: Felix und Felka
Schädlich zeichnet in äußerster Knappheit, die auch sein Markenzeichen ist, einen Auszug aus dem Leben des Malers Felix Nußbaum und seiner Frau Felka …, die ebenfalls Künstlerin war. In einem Versteck in Amsterdam wurden sie, die beide jüdischer Herkunft waren an die Besatzer verraten und ins KZ gebracht, wo beide starben.
Zu meiner Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2018/01/17/hans-joachim-schaedlich-felix-und-felka-rowohlt-verlag/
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Kunst allgemein:
Teresa Enzensberger: Blaupause
Ein Bauhausroman von der Tochter von Hans Magnus Enzensberger, der zwar einige Informationen und Einblicke in die Bauhauszeit gibt, deutlich schildert, wie wenig Rechte Frauen damals dort hatten, obwohl sie immerhin zum Studium zugelassen wurden, der aber von seiner Hauptfigur her nicht ganz überzeugte.
Zu meiner Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2017/08/04/theresia-enzensberger-blaupause-hanser-verlag/
Teresa Präauer: Johnny und Jean
Grandioses und schön schräges Buch über zwei junge Kunststudierende, die beide sehr eigenwillig, aber mit viel Einsatz an ihre Kunst herangehen, mit mehr oder weniger Erfolg. Gleichzeitig spiegelt die Autorin kritisch den Kunstbetrieb und macht viele Anspielungen auf bekannte Künstler. Teresa Präauer ist selbst auch Künstlerin und hat das Titelbild selbst gestaltet.
Zu meiner Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2016/02/07/teresa-praeauer-johnny-und-jean-wallstein-verlag/
Jost Zwagerman: Duell
Der Niederländer Jost Zwagerman beschreibt in seinem Roman den Kunstbetrieb höchst amüsant und entblößend. Im Vordergrund steht der leitende Direktor eines Amsterdamer Kunstmuseums, der einem seiner Gemälde in einer rasanten Verfolgungsjagd auf der Spur ist, als der Restaurator feststellt, dass das Bild im Museum eine Fälschung ist. Zu meiner Besprechung:
https://literaturleuchtet.wordpress.com/2016/07/29/joost-zwagerman-duell-weidle-verlag/
Viel Vergnügen beim Kunst erlesen!
danke für diesen wunderbaren überblick!
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Sehr gerne!
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In deiner Bibliothek würde ich mich wohl ziemlich wohl fühlen… Danke für die interessanten Empfehlungen. Charlotte Salomons Bilder haben mich auch sehr beeindruckt. Ich habe die Künstlerin durch Daniel Foenkinos Roman „Charlotte“ kennengelernt (kennst du das Buch? es war ein absoluter Bestseller hier in Frankreich). Viele Grüße!
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In deiner Bibliothek würde ich mich wohl ziemlich wohl fühlen… Danke für die interessanten Empfehlungen. Charlotte Salomons Bilder haben mich auch sehr beeindruckt. Ich habe die Künstlerin durch Daniel Foenkinos Roman „Charlotte“ kennengelernt (kennst du das Buch? es war ein absoluter Bestseller hier in Frankreich). Viele Grüße!
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Das freut mich. Der Beitrag kommt hier auch ziemlich gut an. Schön, dass es so viele Kunstinteressierte gibt. Foenkinos Roman über Charlotte mochte ich von der Art und Form her nicht. Aber er war in Deutschland auch sehr beliebt.
Viele Grüße!
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Eine wunderbare Zusammenstellung. Ich habe „Max“ sehr gern gelesen, und Chaixs Buch ist wahrlich ein Kunstwerk an sich. Mirbeau muss ich mir noch auf meine Leseliste setzen. Viele Grüße und Danke für diese vielfältigen Tipps
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Danke! Jetzt läuft ja auch gerade wieder ein neuer Film über Van Gogh. Da ist der Roman von Mirbeau sicher eine schöne Ergänzung.
Viele Grüße!
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Den Film habe ich heute im Kino gesehen. Sehr berührend und eindrucksvoll. Viele Grüße
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Will ich mir auch bald ansehen!
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Ich glaube, er wird Dir sehr gefallen. Er ist sehr besonders, Dafoe grandios und erzählt wunderbar von Van Goghs Sichtweise auf die Welt und das Malen. Viele Grüße
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Vielen Dank für die interessante Liste. Da werde ich das eine oder andere Buch bestimmt mal lesen. Künstlerromane: Da stehen bei mir Klingsors letzter Sommer von Hesse, Maler Nolten von Mörike und Der grüne Heinrich von Keller im Regal. Gottfried Keller wäre ja beinahe Maler geworden, statt Dichter.
Ach, und von Uwe Bergander Balance. Über diese Buch gab es 1988 einen Verriss im Neuen Deutschland, also musste man das haben. 🙂
Viele Grüße
Carl Weltwitz
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Freut mich, dass der Beitrag gefällt. Danke für die Ergänzung der Klassiker. Ich habe mich nur auf aktuellere Bücher konzentriert.
Viele Grüße!
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Hallo,
unendlich tragisch, dass auch Carlotte Salomon diese schreckliche Zeit nicht überlebt hat…
Hier sind einige Bücher dabei, die sehr interessant klingen!
LG,
Mikka
[ Mikka liest von A bis Z ]
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Freut mich, dass die Auswahl Anklang findet!
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[…] gelingt, aus oft autobiographischem Inhalt wirklich gute Literatur zu machen. Deshalb heute, nach „Kunst im Buch“, ein Beitrag über die Psyche. Sowohl in Prosa als auch in der Lyrik habe ich Hervorragendes […]
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