Am heutigen 14. Mai wurde vor 70 Jahren der Staat Israel gegründet. Aus diesen Zeiten erzählt auch Amos Oz, (eigentlich Klausner) der große israelische Schriftsteller in „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“. Es ist die Geschichte des kleinen Jungen, der er war, ausgehend von der Geschichte seiner Familie, die aus Osteuropa kommt und im Nahen Osten ein neues Zuhause fand. In Jerusalem leben sie, in der Stadt, in der beide Eltern studierten und sich kennen lernten, in der er zur Welt kam. Ungetrübt bleibt weder die Liebe von Vater Arie und Mutter Fanja, noch die Freude über die Gründung des eigenen Staates, in dem die Juden endlich ihre rechtmäßige Heimat finden wollten.
Oz`Mutter, deren Depression alias Migräne er einfühlsam und ausführlich schildert, nimmt sich das Leben. Und der neue Staat wird bereits kurz nach der Gründung vom arabischen „Feind“ angegriffen, der das Land keineswegs teilen wollte. Wie schrecklich, dass die Juden, gerade geflohen und überlebt, sogleich in eine neue Zeit des Krieges und der Unsicherheit gerieten. So einen genauen geschichtlichen Überblick über die Vorkommnisse bei der israelischen Staatsgründung hatte ich bisher nicht. In Verbindung mit einer so persönlichen Geschichte in Form eines Romans finde ich mich am besten ein in ein fremdes Land. Oz ist das wunderbar und überzeugend gelungen.
„Der Rest der Welt hieß bei uns gewöhnlich »die ganze Welt«, […] Die Ganzewelt
war fern, anziehend, wunderbar, aber sehr gefährlich und uns feindlich gesinnt: Sie mochte die Juden nicht, weil sie klug, scharfsinnig und erfolgreich waren, aber auch lärmend und vorwitzig. „
„Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ – stimmiger könnte der Titel dieses Romans gar nicht sein. Wechselweise erzählt Oz von der Geschichte Israels und der Geschichte seiner Familie und es ist schwer zu sagen, welcher Teil erschütternder ist. Dennoch schafft es der Autor auch humorvoll zu erzählen, vor allem wenn er die Sicht des kleinen Jungen einnimmt. Über die Krankheit und den Suizid seiner Mutter reden bzw. schreiben konnte Oz erst viele Jahre später, umso eindringlicher geschah es in diesem Buch.
Ulrich Matthes bringt Oz` wunderschöne Sprache zum Leuchten. Matthes liest eindringlich und mit sehr viel Leidenschaft, so dass die 6 Cd´s, es ist eine gekürzte Fassung, im Nu angehört sind, aufhören kann man dabei nicht. Das Hörbuch erschien bereits 2005 bei Der Hörverlag. Auf der Verlagsseite gibt es eine Hörprobe.
Der Roman erschien im Suhrkamp Verlag. Er wurde auch verfilmt von Natalie Portman. Der Film hat mich allerdings nicht überzeugen können.