Akos Doma: Der Weg der Wünsche Rowohlt Verlag

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Akos Domas Roman ist die Geschichte einer Flucht, der Flucht aus dem kommunistischen Ungarn in den Westen. Der 1963 in Budapest geborene Autor hat vermutlich einiges seiner eigenen Biografie in diesem Roman verarbeitet. Es ist ein leicht lesbares durchaus interessantes Buch ohne wirkliche Höhepunkte, weder sprachlich noch inhaltlich.

Die Geschichte spielt etwa Mitte der siebziger Jahre und beginnt in Budapest. Térez und Károly müssen sich mit den beiden Kindern Misi und Bori ein einziges Zimmer in einem Haus teilen. Eine größere Wohnung erhalten sie nicht, da sie nicht linientreu genug und nicht in der Partei sind. Während Térez  von ihrem Arbeitgeber degradiert wird und aufs Land versetzt wird, bietet man Károly für ein Jahr einen Arbeitsplatz in West-Deutschland an. Beide haben eine düstere Vergangenheit hinter sich,  Térez ist traumatisiert durch die Flucht vor den Russen im zweiten Weltkrieg, Károly wurde mit seiner Mutter enteignet und aufs Land zwangsumgesiedelt, obwohl er studieren und Arzt werden wollte.

Nach der Rückkehr Károlys beschließen sie ihr Heimatland für immer zu verlassen, den Kindern erzählen sie von einer Urlaubsreise an den Plattensee, doch in Wirklichkeit ist die Flucht über Jugoslawien und Italien nach Deutschland geplant. Mit viel Glück gelangen sie tatsächlich nach Italien, doch dort im Auffanglager scheint das Leben noch unerträglicher, die Zustände unmenschlich. Immer mehr hinterfragen sie ihre Entscheidung. Viele Monate müssen sie dort verweilen, die Mühlen der Ämter mahlen langsam, doch dann beschließt Térez, dass sie versuchen wird, die Dinge zu beschleunigen …

Wahrscheinlich hätte ich dieses Buch nicht gelesen, wäre es nicht für den Deutschen Buchpreis für die Longlist nominiert. Tatsächlich wundert es mich, wie es dahin gelangt ist. Für mich ist es nicht buchpreisverdächtig. Wäre es der Jury darum gegangen einen Roman zu den Themen Flucht und Migration zu nominieren, dann hätte es bei Weitem bessere gegeben. Wie zum Beispiel Shida Bazyars „Nachts ist es leise in Teheran“ und Senthuran Varatharajahs „Vor der Zunahme der Zeichen“.
„Der Weg der Wünsche“ von Akos Doma erschien im Rowohlt Verlag.

11 Gedanken zu “Akos Doma: Der Weg der Wünsche Rowohlt Verlag

  1. Tatsächlich einer der Romane auf der Liste, bei denen ich noch nicht entschieden habe, ob ich sie lesen möchte. Erstmal wahrscheinlich nicht, Deine Besprechung bestärkt mich darin.

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  2. mainstream ist eben wichtiger als hintergründiges, anspruchsvolles in zeiten wie diesen. das kann man überall beobachten: beim lesen, bei den parteien, beim umgang mit konflikten, …dabei würde uns mehr denken weiter bringen.

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  3. Liebe Marina,
    ohne den Buchpreis wäre der Roman tatsächlich auch an mir vorbeigegangen. Und ich dachte, so beim Betrachten der Longlist: Wenigstens ein Roman, der das Thema Flucht und Heimatverlust thematisiert. Nun bist Du ja nicht so begeistert davon. Dann ist es umso bedauerlicher, dass nicht andere Titel zu diesem Thema auf die Longlist gelangt sind, nämlich, genau wie Du schon schreibst: „Nachts ist es leise in Teheran“, und auch Rasha Khayats Roman „Weil wir längst woanders sind“ über das Thema des Fremd-Seins hätte es dann verdient. Nun werde ich den Roman also mit kritischeren Augen lesen. Mal schauen…
    Viele Grüße, Claudia

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  4. Ich hab das Buch jetzt auch gelesen und auch verlinkt, ja wenn man sich davon eine Aussage zur aktuellen Flüchtlingssituation erwartet, wird man vielleicht enttäuscht, es ist glaube ich, eine stilles leihttps://literaturgefluester.wordpress.com/2016/09/06/die-oesterreichische-debut-und-buchpreislonglist/ses Buch, wo die Metahpern, zum Beispiel das mit dem Lügen oder die Wahrheit sagen, trotzdem hängen bleiben und später kommen. Gut gearbeitet ist, wenn ich schon glaube, daß heute vielleicht nicht mehr so sehr interessiert, wie sich Akos Doma fühlte, als er 1971 mit seiner Familie ausgereist ist. An mir wäre das Buch und auch Akos Doma ebenfalls vorbei gegangen, auch wenn ich das Vorgängerbuch inzwischen im Bücherschrank gefunden und nun in meinem Badezimmerstapel liegen habe. Ja man erlebt immer wieder Überraschungen.
    Jetzt werde ich mich an die Anna Weidenholzer machen und versuchen das öst. Buchpreisbüchlein zu bekommen. Was sagen Sie übrigens zu der österreichischen Bluchpreislonglist?
    https://literaturgefluester.wordpress.com/2016/09/06/die-oesterreichische-debut-und-buchpreislonglist/

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    • ach, es war gar nicht so sehr der Inhalt, die Themenwahl des Buches, aktuell ist das thema Flucht immer. Solche Geschichten, wenn sie autobiografisch sind, brauchen ja oft Zeit, um erzählt werden zu können. Ich fand nur die Sprache nicht so besonders, manchmal etwas flach.
      Bei der österreichischen Liste freue ich mich natürlich über die zwei Lyrikerinnen. Anna Mitgutsch würde mich freuen oder Kaiser-Mühlecker. Daldossi habe ich nach 50 Seiten weggelegt, ich mochte es nicht. Und ansonsten hoffe ich für Gösweiner auf den Debütpreis …
      Viele Grüße!

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