Ein gutes Leben: Zoni Weisz erzählt seine Biografie Hörbuch Verbrecher Verlag

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„Man muss darüber reden“

Der 1937 in Den Haag geborene Zoni Weisz entstammt einer Sinti-Familie aus den Niederlanden. Der größte Teil seiner Familie wurde während des Holocaust ermordet. Er überlebte aufgrund glücklicher Umstände.

Zoni Weisz erzählt für dieses Hörbuch von seinem „guten Leben“, von seiner Familie und von der großen Sinti-Gemeinschaft in den Niederlanden. In Sinti-Familien wird nichts schriftlich dargelegt, aber weitererzählt von Generation zu Generation – Geschichten erzählen abends am Lagerfeuer als Kunst und zur Bewahrung der eigenen Kultur – und so tut er das hier auch für uns.

„Und es fängt immer klein an. Mit Mitlaufen 1933 und diese Mitläufer werden dann Mittäter.“

Die Familie ist lange Zeit mit einem von Pferden gezogenen Wohnwagen unterwegs – eine wunderbare Kindheit, sagt Weisz. Doch dann beginnt 1942 auch die Verfolgung durch die Nazis in den Niederlanden. Sein Vater, ein Musiker und Instrumentenbauer, mietete schließlich einen Laden an, um nicht aufzufallen. Doch kurze Zeit später wurden alle Sinti und Roma in ein Lager gebracht und später deportiert. Der 7-jährige Zoni überlebte nur deshalb, weil er an jenem Tag bei seiner Tante war und kurz danach durch die Hilfe eines niederländischen Polizisten vor der Deportation nach Ausschwitz gerettet wurde.

„Ich kann ihnen nicht sagen, was man fühlt hier als Kind, wenn man hört, dass Vater, Mutter, Schwester, die ganze Familie verhaftet worden ist.“

Eine Zeit des Versteckens folgt. Dann nach der Befreiung das Aufatmen. Zoni lebt zunächst bei den Großeltern und beginnt mit 13 schon zu arbeiten. Durch Zufall landet er in einem Blumengeschäft und entdeckt sein Talent für Floristik. Er absolviert eine Ausbildung in Gartenbau und Blumenbindekunst und schließt sie erfolgreich ab. Als er die Einberufung zum Militär erhält, meldet er sich freiwillig 1957 nach Surinam (damals holländische Kolonie). Danach gelingt es ihm beim besten Floristen der Niederlande Arbeit zu finden. 1963 übernimmt er das Blumengeschäft seines Chefs. Der wissbegierige junge Mann bildet sich weiter und beginnt schließlich mit Kunstmuseen zusammen Ausstellungen zu kreieren. 24 Jahre lang geht er dieser Tätigkeit nach und gestaltet sogar 2002 Blumengebinde für das niederländische Königshaus.

„Und dann kommt wieder das Stigma: Das einzige was Zigeuner tun ist Stehlen und Leben auf Kosten der Gesellschaft“

Bereits seit dem Mittelalter gibt es Verfolgungen der Sinti und Roma. Weisz erzählt von seiner Kultur, von den ganz eigenen Gesetzen und Lebensweisen, von deren Bewahrung, aber auch über seinen Wunsch nach Offenheit und Weiterentwicklung. Niemals klagt Weisz an, er plädiert für gegenseitigen Respekt.

Interessant, dass auch Zoni Weisz hier von seinen Träumen spricht, von Albträumen über Todesmärsche, die er selbst gar nicht erlebt hat. Hier gibt es eine direkte Verknüpfung zur These von Barbara Hahn in ihrem Buch „Endlose Nacht“ , in dem sie auf kollektive Träume dieser Zeit hinweist.

Zoni Weisz engagiert sich, er geht in Schulen und erzählt, hält Vorträge, klärt auf. 2011 hielt er eine Rede zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ vor dem Deutschen Bundestag, wie er sagt, auch um zu zeigen, dass es Überlebende gibt und damit die Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten … in unserer Zeit wichtiger denn je.

Die Musik auf der CD ist Sinti-Musik von Tara Mirando & His Gipsy Orchestra. Mehr über dieses Hörbuch findet sich hier: http://www.verbrecherverlag.de/book/detail/828

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