Leïla Slimani hat für diesen Roman den Prix Goncourt 2016 erhalten. Nach der Leseprobe war ich gespannt, wie es weitergeht und ich hoffte natürlich auch aufgrund des Preises auf ein sprachlich besonderes Buch. Diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Der Roman ähnelt einem Psychothriller und er will gesellschaftskritisch sein, denn er zeigt zudem manche Missstände in der französischen Gesellschaft auf, begibt sich in die Welt der „neuen Diener“.
Schon auf der ersten Seite erfährt der Leser, dass zwei Kinder tot sind. Es ist auch klar, wer die Mörderin ist. Es ist die angeheuerte beliebte Nanny eines Paares, das zwar zwei Kinder bekommen hat, das aber dennoch mit Karriereabsichten arbeiten geht und gar keine Zeit hat für die noch kleinen Kinder.
„Das Leben ist zu einer Abfolge von Aufgaben geworden, von Verpflichtungen, die man einhalten , und Verabredungen, die man wahrnehmen muss. Myriam und Paul sind überlastet. Das sagen sie sich gerne immer wieder, als wäre ihre Erschöpfung der Vorbote des Erfolgs.“
Also muss die Nanny her. Sie scheint perfekt, die Kinder sind bestens betreut, der Haushalt gut versorgt und Überstunden sind kein Problem. Immer mehr Raum nimmt sie im Leben der Familie ein, immer mehr Irritationen stellen sich ein. Und Louise, die Nanny, die schwer an ihrem Banlieue-Schicksal trägt, der ungeliebte Mann stirbt und hinterlässt Schulden, die ungewollte eigene Tochter flieht so schnell wie möglich vor der Mutter aus dem Haus, ist wie der Leser schnell erkennt, selbst überfordert und alles andere als psychisch stabil … Doch eine wirkliche Erklärung gibt es für die Tat nicht. Das, auf was man als Leser*in hofft, verweigert die Autorin.
Zugegeben, ich habe mich nach der Lektüre gewundert, weshalb dieses Buch den Prix Goncourt erhalten hat. Die Geschichte zwar spannend, aber nicht überragend, zwar unterhaltend, aber nicht nachhaltig, sprachlich auch kein Highlight. Da habe ich kürzlich ein stärkeres Buch einer Französin gelesen: In allen oben genannten Aspekten hat mich Karine Tuils Roman „Die Zeit der Ruhelosen“ mehr überzeugt. Obgleich beide Autorinnen selbst einen Migrationshintergrund haben, schafft es Tuil eindrucksvoller und komplexer diese französischen Problemthematiken darzustellen. Tuil gilt auch meine Empfehlung, Slimani eher dann, wenn man sonst eher Psycho-Krimis mag.
Leïla Slimanis Roman „Dann schlaf auch du“ erschien im Luchterhand Verlag. Es wurde übersetzt von Amelie Thoma. Eine Leseprobe gibt es hier.
Ich hab erst gestern in der Arbeit mal reingelesen. Und mit reinlesen meine ich die ersten drei Sätze und dann hab ich es schaudernd weggelegt. Ich hab selber zwei kleine Kinder. Sowas schaff ich nicht zu lesen.
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Das kann ich gut nachvollziehen. Es ist auch nicht wirklich empfehlenswert. Ich lese keine Psychokrimis, hier glaubte ich an den Prix Goncourt als Gütesiegel …
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Hmm, ich hatte auch schon überlegt, ob ich es lesen möchte – die Autorin gilt ja als die große Nachwuchssensation in Frankreich – aber wenn man selbst Kinder hat … und ich lese nie solche Psychosachen, in denen es um Kinder geht … dann lässt man wohl besser die Finger davon. Auch sonst offensichtlich. Danke fürs Kürzen meines Wunschzettels, das tut mal gut. LG, Bri
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Liebe Brigitte,
ich glaube, diesen Roman kann man guten Gewissens auslassen. Es gibt so viel anderes wirklich schönes. Habe gerade mit Lekys Okapitraum-Buch begonnen, das tut richitg gut!
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Ich bin grad mittendrin und noch ziemlich unentschlossen, ich weiß auch nicht recht, was das Buch möchte… sprachlich finde ich es auch nicht besonders. Mal schauen, wie es noch weitergeht.
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Ich will es noch versuchen, trotz Kindern und eurem Abraten. Mal sehen!
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Mich hat das Buch auch ziemlich verstört. Zumal es – wie in einem guten Thriller – keine wirkliche Erklärung für die schauderhafte Tat gibt. Zum Lesen empfehlen könnte ich das auch nicht.
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Und ich habe mal wieder gemerkt, dass ich solche Thriller lieber nicht lesen will.
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Weil das Buch einfach nicht „leuchtet“! Es ist bedrückend, hinterlässt ein schauderndes Gefühl, stimmt’s? Was wirst du als Nächstes lesen?
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Bei mir hinterlässt es eigentlich gar kein Gefühl. Es ist kein bisschen nachhaltig. Von der Sprache ganz zu schweigen. Habe gerade Leky ausgelesen und war, wie eigentlich alle, sehr angetan. Jetzt ist noch nicht entschieden wie ich weiterlese, parallel auf jeden Fall immer Handke.
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Hallo Marina, ich habe Dich für den Mystery Blogger Award nominiert.
Dies ist eine nette Vernetzungsaktion. – Du hast sie bestimmt schon mitbekommen.
Falls Du Lust und ein wenig Zeit hast, würde ich mich freuen. Ansonsten ist es auch gar kein Problem.
https://wildeseiten.wordpress.com/2017/09/22/mystery-blogger-award/
Liebe Grüße aus Münster
Chiara 🙂
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Liebe Chiara, das ist eher nichts für mich. Viele Grüße!
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Alles klar, – find ich gut, dass Du das so sagst.
Liebe Grüße 🙂
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